Analytische Gruppenpsychotherapie, was ist das?
Gruppenpsychotherapie ist ein mächtiges therapeutisches Instrument, dass es Menschen ermöglicht, Konflikte zu lösen, Entwicklungsdefizite aufzuholen und sich neue Lebensmöglichkeiten zu eröffnen, denen dies in einer Einzeltherapie in diesem Maße oft nicht möglich gewesen wäre.
Eine analytische Gruppe ist ein geschützter Raum, in dem Menschen über alles reden können, dürfen, sollen, ohne dass sie verurteilt werden, ohne dass dies nach außen dringt, und ohne dass es für sie schädliche Folgen hat.
Um dies sicherzustellen gibt es einen sogg. Gruppenvertrag, an den sich alle Gruppenteilnehmer halten müssen. Dazu gehört u.a. die absolute Schweigepflicht, regelmäßige Teilnahme, und dass man sich außerhalb der Gruppe nicht treffen darf, bzw. keine Kontakte haben darf. Denn die Gruppe ist eine therapeutische Arbeitsgruppe und keine Freundesersatzgruppe. Ziel der Gruppe ist es ja gerade, dass z.B. Menschen mit Kontaktschwierigkeiten im Laufe ihrer Therapie sich die Fähigkeit erarbeiten können, kontakt- und beziehungsfähiger zu werden, um somit dann auch außerhalb der Gruppe ihr Leben befriedigender gestalten zu können.
Eine analytische Gruppe bietet insbesondere
– die Möglichkeit, sich im Spiegel der Gruppe kennen zu lernen
– durch die Verstärkerwirkung der Gruppe mit eigenen Konflikten, verborgenen Seiten seiner eigenen Persönlichkeit in Kontakt zu kommen, die einem sonst noch lange oder für immer verborgen geblieben wären
– und in der analytischen Gruppe wird über einen längeren Zeitraum hinweg eine tiefe Dimension der Persönlichkeit erfahrbar, erspürbar und im günstigen Fall der Veränderung zugänglich, welche ich das „Sich-In-Der-Welt-Fühl-Gefühl“ nenne. Dieses „Sich-In-Der-Welt-Fühl-Gefühl“ spiegelt wieder, wie wir und in den ersten ein, zwei Lebensjahren in dieser Welt aufgenommen gefühlt haben. Es hat seine Wurzeln noch in der Zeit, als wir unsere Gefühle noch nicht in Worte fassen konnten, aber es beeinflusst unser Wohlbefinden und prägt unsere Beziehungen noch im Erwachsenenalter. Es wird mit den Monaten und Jahren analytischer Gruppenarbeit dadurch erfühlbar, wie wir unsere Beziehung zur Gruppe gestalten können, aber auch eben in unserer Begrenztheit unserer Gestaltungsmöglichkeiten. Wenn z.B. ein Gruppenteilnehmer nach vielleicht zwei Jahren aus dem Busenton der Überzeugung sagt: Keiner will mich hier haben“, aber keiner seiner Mitpatienten dieses Gefühl der Ablehnung diesem Mitglied gegenüber spüren und entdecken kann, wird es eben spürbar, dass diese vermeintliche Wahrnehmung der Gruppe seinem ureigenen „Sich-In-Der-Welt-Fühl-Gefühl“ entspricht, dass er wohl sehr früh in seiner Entwicklung entwickeln musste. Hier bietet die analytische Gruppe nun Gelegenheit, sich darüber auszutauschen und eine neu, heilende Erfahrung zu machen.