Traumatherapie

 

Menschen, die überwältigenden, gewaltsamen Erfahrungen ausgesetzt waren entwickeln oft Symptome, die sie daran hindern zwischenmenschliche Beziehungen zufriedenstellend zu leben oder ziehen sich gar so aus dem Leben zurück, so daß ihnen ganze Lebensbereiche verschlossen bleiben.

Traumatische Erfahrungen können nicht nur einmalige Gewaltereignisse sein, wie körperlicher oder sexueller Mißbrauch in Kindheit oder Erwachsenenalter, Unfälle, Naturkatastrophen, Flucht oder politische Gefangenschaft und Folter, Verkehrsunfälle, Todesfälle naher Angehöriger, sondern auch lang anhaltende, sich aneinanderreihende kumulative, traumatisch wirkende Erfahrungen. Dies kann z.B. auch die Geschichte einer fortwährenden Verachtung, Nichtung, konflikthafter Spannung etc.sein.

Quälende Schuld- und Schamgefühle gehören ebenso zu den seelischen Folgegen psychischer Traumatas wie Gefühle von Hilflosigkeit und dem Zwang sich in Situationen zu begeben, die der traumatisierenden ähneln. Vertrauen aufzubauen, so daß es möglich wird das erlittene Trauma in all seinen Einzelheiten in Worte zu fassen, mitzuteilen, um sich dadurch zu befreien und um mit den überwältigenden, lähmenden schmerzlichen Gefühlen, welche durch das Trauma, bzw. die traumatisierende Atmosphäre hervorgerufen wurden nicht länger alleine sein zu müssen. Wir wissen aus vielen Untersuchungen, daß die Fähigkeit das Erlebte nach einem Trauma in Worte zu fassen die Entstehung weitergehender psychischer Störungen verhindert.

In der Trauma-Psychotherapie geht es auch darum, den Traumatisierten zu unterstützen wieder Macht über die eigenen Gefühle zu bekommen, zwischenmenschliche Beziehungen selber gestalten zu können. Eine Therapie wird nur zum Erfolg führen können, wenn sie partnerschaftlich durchgeführt wird und wenn respektiert wird, daß es für jeden Menschen seinen ureigenen Weg zu Verarbeitung seiner traumatischen Erfahrung gibt.

Dahinter steht die Erfahrung psychischer und körperlicher Grenzverletzung, die der traumatisierte zwar oft zwanghaft in seinem Leben wieder aufsuchen wird, die es aber in einer therapeutischen Beziehung unbedingt zu vermeiden gilt.

Ein traumatisierter Mensch, auch wenn es ihm gelingt seine traumatischen Erfahrungen zu integrieren, die notwendige Trauerarbeit zu leisten und seine Würde und seine Stärke wiederzuerlangen, wird immer ein besonders sensibler Mensch bleibn, für den die Sinnfragen des Lebens oft mehr als bei anderen in den Vordergrund stehen. Dies ist normal und verstehbar. Ein Mensch der erleben mußte, daß Beziehungen zerstört wurden, Vertrauen mißbraucht und all das was für ihn als sicher galt unter ging wird sich immer wieder aufmachen und den Sinn des Lebens suchen. Ein Psychotherapeut kann kein Sinnvermittler sein, aber er kann ein aufrichtiger Begleiter auf der Suche nach dem Sinn des Lebens werden. In diesem Zusammenhang macht es auch Sinn, daß die Überlebenden von Traumatas Handlungen, Symbole und Gedenkstätten schaffen, die den Triumph über Hilflosigkeit und Verzweiflung symbolisieren.

Von einer längerfristigen Traumatherapie zu unterscheiden ist die psychologische akute Hilfeleistung nach einem traumatisierendem Ereignis (Unfall, Verbrechen, technische Katastrophe, Naturkatastrophe, etc.). Diese psychologische akute Bewältigungshilfe wirkt präventive und kann verhindern, daß es zu einer krankhaften Entwicklung kommt. Diese Hilfe sollte wenn irgendmöglich innerhalb der ersten 36 Stunden nach dem traumatisierenden Ereignis bereitgestellt werden. „Critical incidence debrieving“ (kritische Erfahrungen berichten und sich somit entlasten) ermöglicht dem Opfer sich in einem geschützten zwischenmenschlichen Raum über seine Gefühle klar zu werden und seine ihm oft als eigenartig oder fremd vorkommenden Reaktionsweisen einzuordnen. Kurzum, mit sich und seinen Gefühlen wieder ins Reine zu kommen.

Selbsteinschätzungfragen nach einem akuten oder lebensgeschichtlichem Trauma

 

Dieser Katalog von Stichpunkten kann Ihnen helfen sich darüber im klaren zu werden, ob eine psychotherapeutische Behandlung Sie unterstützen kann, Ihre emotionalen, körperlichen oder zwischenmenschlichen Probleme zu lösen.

Falls mehrere Punkte auf Sie zutreffen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, daß Sie das Trauma bzw. die traumatische Lebenserfahrung noch nicht ausreichend verarbeitet haben und Sie in Ihrer Lebensqualität durch Spätfolgen entscheidend beeinträchtigt werden. Dabei ist es eine bewiesene Erfahrung, das Trauma über Jahrzehnte hinweg das Leben eines Menschen beeinträchtigen können. Falls Sie im Zweifel sind, sollten Sie dies im Rahmen einer psychotherapeutischen Sprechstunde, bzw. innerhalb von psychotherapeutischen Vorgesprächen abklären.

  1. Immer wiederkehrende Gedanken oder Albträume über das traumatisierende Ereignis

  2. Schlafstörungen und/oder Appetitstörungen

  3. Sie werden in Situationen, die Sie an das Trauma erinnern von Angst und Furchtgefühlen überfallen

  4. Schreckhaftigkeit, überwach, rastlos.

  5. Depressiv, traurig, kraftlos.

  6. Gedächnisprobleme, Gedächnislücken bzüglich des traumatischen Ereignisses

  7. Sich zerissen fühlen, unstet, hektisch hin und her springen zwischen verschiedenen Tätigkeiten. Entscheidungsunfähig.

  8. Gereitzt, leicht erregbar, jähzornig, zornig

  9. sich gefühlsmäßig taub empfinden, zurückgezogen, abgetrennt von anderen, sich anders als andere fühlen

  10. plötzliche Weinkrämpfe, Gefühle von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung

  11. Übertriebene Angst empfinden in Bezug auf nahestehende, geliebte Personen

  12. Unfähigkeit empfinden sich bestimmten Aspekten des traumatischen Geschehens zu stellen

  13. Orte, Tätigkeiten oder sogar Menschen meiden, die einen an des Trauma erinnern.

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